So trotzt(e) die Große Schule Corona!

Vor über drei Monaten begannen die Coronaferien. Das Virus war zwar schon vorher in Deutschland angekommen, war aber gefühlt noch weit weg von uns und der Großen Schule in Wolfenbüttel. Es folgten Wochen der Ungewissheit, denn niemand wusste, wie sich die Infektionszahlen entwickeln würden. Dann wurden zwei Wochen vor den Osterferien ziemlich plötzlich alle Schulen geschlossen. Die Ferien mussten zu Hause verbracht werden. Danach folgte das Lernen ebenfalls zu Hause – ONLINE!
Die gesamte Schulgemeinschaft – Lehrkräfte, Mitarbeiter, Schülerinnen, Schüler und Eltern – wurde im April in ein neues Zeitalter katapultiert. Zwar ist die Große Schule mit modernen Projektoren und Projektionstafeln ausgestattet und viele Lehrkräfte gehen routiniert mit IPad in den Unterricht, aber niemand war darauf vorbereitet, Unterricht ausschließlich online stattfinden zu lassen. Zunächst wurde, z.T. mit Hilfe caritativer Organisationen, sichergestellt, dass alle Schülerinnen und Schüler mit geeigneten Endgeräten versorgt sind. Das gesamte Kollegium bildete sich fort, um z.B. den Umgang mit neuen Video-Apps, Online-Konferenzen und Aufgabenmodulen zur elektronischen Vergabe von Hausaufgaben zu lernen und zu üben. Im Ergebnis konnten sich die Lernenden gut betreut fühlen – es sind trotz all der Widrigkeiten sehr gelungene Projekte entstanden. Kostproben sind unter https://www.grosse-schule.de/lernen-zu-hause/ zu finden. Sogar auf youtube wurden eigens erstellte Lernvideos hochgeladen (z.B. Learning English with Mrs T).
Aber jetzt – ENDLICH, ENDLICH!! – sind alle Jahrgänge der Großen Schule wieder im Präsenzunterricht. Zwar nur mit halbierter Zahl im wöchentlichen Wechsel, aber immerhin. Die Freude darüber ist groß, und die Schülerinnen und Schüler haben viel zu erzählen:
„Die ersten zwei Wochen haben wir uns ja noch gefreut und erstmal Pause gemacht“, gaben Kinder des sechsten Jahrgangs ganz ehrlich an. „Ich fand es gar nicht schlecht, dass wir uns manche Dinge selber erarbeiten mussten. Ich bin jetzt viel selbständiger.“ „Ich kenne mich jetzt viel besser mit meinem PC aus.“ Aber alle sind sich einig: Am besten ist es, wieder in der Schule zu sein!
Dazu ganz philosophisch eine Schülerin aus dem 12. Jahrgang: „Man erkennt den Wert von Dingen eben erst, wenn man sie nicht mehr hat.“
Ganz ungetrübt ist das Schulvergnügen allerdings nicht, denn den Mädchen und Jungen wird wegen des Hygieneplans ein hohes Maß an Selbstbeherrschung abverlangt:
Jeder Schultag beginnt mit einem neuen Ritual – dem Händewaschen. Einige Lerngruppen haben Glück und können dies in ihrem neu zugewiesenen Klassenzimmer tun. Andere Gruppen werden in die Turnhalle geschickt, um die Waschräume dort zu nutzen. Es soll ja nicht zu voll werden!
Die Nutzung aller Räume in der Schule wurde überdacht: Fachräume, wie ein Kunstraum oder ein Chemielabor, wurden wegen dort vorhandener Waschbecken zum Klassenraum umfunktioniert. Dort sitzen die Schülerinnen und Schüler nun mit deutlichem Abstand an Einzeltischen und verlassen diesen Platz während des Schultages nur für Pausen- oder Toilettengänge. Raumwechsel gibt es nur für Oberstufenschüler, die dann ihren Sitzplatz mit bereitgestelltem Hygienespray säubern müssen, damit der/die Nächste den Platz danach nutzen kann. Auf Hygiene und Abstandhalten wird überall im Schulgebäude hingewiesen. Markierte Laufwege sollen Begegnungen auf engem Raum minimieren, selbst vor Toiletten sind Warteabstände eingezeichnet, und nur Wenige dürfen sich gleichzeitig im Waschraum aufhalten. Ein mit dem Fuß zu bedienender Schieber zeigt dies vor den Toiletten an.
Selbstverständlich findet auch jeder Fachunterricht nur im Klassenzimmer statt: Dort wird für den Kunstunterricht gezeichnet, aber auch für Erdkunde oder Physik gelernt, d.h. Lehrkräfte müssen mit mehr Fantasie Unterricht gestalten, wenn Spezialgerät nicht verfügbar ist. Sportunterricht wird als Theoriestunde abgehalten, leider ganz ohne Bewegung, und in der Sporthalle wird musiziert, da die Musikräume durch Klassen belegt sind. Irgendwie verkehrte Welt – doch alle sind froh, dass Schule und Unterricht wieder stattfinden. „Es ist gar nicht mehr so ungewohnt“, bemerkte ein Achtklässler nach seiner Woche Präsenzzeit.
Die Zeit zwischen den Unterrichtsstunden wird in speziell ausgewiesenen Pausenzonen verbracht, damit sich Schülergruppen nicht zu stark vermischen. Auch hier gilt das Abstandsgebot.
Das Tragen von Masken wird empfohlen und ist sehr erwünscht – vor allem im engen Schulflur und in den großen Pausen. Bei Bedarf stellt die Schule auch Masken zur Verfügung.
Zahlreiche Schülerinnen und Schüler folgen dem Beispiel ihrer „maskierten“ Lehrkräfte und zeigen so, dass sie das gemeinschaftliche Zusammenleben in der Schule wertschätzen und respektvoll miteinander umgehen wollen.
Viele Stunden Vorbereitung und Absprachen mit dem Schulträger, den Mitarbeitern, der erweiterten Schulleitung, dem Kollegium, den Eltern und Schülerinnen und Schülern waren für diesen Kraftakt erforderlich, der aber zeigt, dass die Große Schule auch in Krisenzeiten stark und widerstandsfähig ist. So treten wir dem Virus entgegen – bislang und auch hoffentlich weiterhin mit Erfolg.