Gott sehen. Die Kunst und das Überirdische

Seit einigen Jahren häufen sich Kunstausstellungen, die sich der Darstellung Gottes oder des Göttlichen widmen – nicht im Sinne christlich religiöser Kunst, sondern als Auseinandersetzung mit der Frage, welche Bilder und Vorstellungen heute mit dem Bereich des „Nicht-Realen“ oder „Übersinnlichen“ verbunden werden. In Anlehnung an eine Ausstellung in der Kartause in Ittingen mit dem gleichnamigen Titel „Gott sehen. Die Kunst und das Überirdische“ haben die Schüler und Schülerinnen ihre Auseinandersetzung mit eben diesen Fragestellungen abschließend verbildlicht und verschriftlicht.

Ganz konkret ging es in dem Religionskurs um die Gottes-Frage, die am Ende in die Ausarbeitung eines theologisch reflektierten Kunstprojektes hinaus laufen sollte. Dabei haben wir uns ganz allgemein mit unterschiedlichen Gottesvorstellungen und dann mit dem Bilderverbot und Fremdgötterverbot in der Bibel vertraut gemacht. In der Folge wurde die Entstehung von Gottesvorstellungen und von Religiosität reflektiert sowie der Streit um die Wirklichkeit Gottes thematisiert. (Illusionsverdacht und Projektionstheorie, Religionskritik, aufgeklärte Theologie und die Problematisierung von Wirklichkeit-Wahrheit-Realität sowie Hypothesen zur „Gotthaltigkeit“ der Welt).

Natürlich haben wir uns dann in einem evangelischen Religionskurs auch intensiv mit der christlichen Tradition und Gottesvorstellung beschäftigt. Wer war Jesus, der Christus? Was hat er gelebt (Inklusion) und gepredigt (Reich Gottes: Gerechtigkeit, Frieden, Heil) und damit auf (göttliche Weise) verkörpert? Wie ist das mit der Geschöpflichkeit des Menschen und seiner Bestimmung? Was genau meint Trinität, die Dreieinigkeit oder Dreifaltigkeit Gottes? In den Kunstwerken sind dazu eigene Interpretationen und Antworten zu finden.

Standen am Anfang zur Gottes-Frage die Auseinandersetzungen mit Religionskritik und dem Wirklichkeitsverständnis im Fokus, so wurde zum Schluss auf das Gespräch unter den Religionen geschaut. Was eint und trennt z. B. bei der Frage der Trinität die abrahamitischen Religionen? Und können die verschiedenen Religionen zusammen beten oder gar ihre Religion in einem gemeinsamen Haus der Religionen ausüben. Diese Fragen zeigen, dass jeder Mensch seine eigene Position zum Glauben und zur Religion finden muss und diese Position nicht nur spirituell sondern auch intellektuell durchdringen muss. Auch das spiegeln die Kunstwerke wider. Sie bieten klare Positionen an und laden zum Weiterdenken ein.

Viel Spaß beim Betrachten und Lesen und Weiterdenken!

Schulpfarrer Olaf Neuenfeldt

Praktische Arbeiten und theologische Reflexionen von: