Keine Ahnung, ob das Liebe ist…

„Was ist Liebe?“ „Ist das wirklich Liebe?“ „Das ist aber komische Liebe!“
Im Deutschunterricht ist die Klasse 10c durch mehrere Epochen der Liebeslyrik gewandert und hat sich dabei mit den unterschiedlichen Vorstellungen von Liebe auseinandergesetzt. Dabei wurde das eigene Verständnis von Liebe durch andere Zugänge erweitert. Sei es das One-Night-Stand, was durch die Entdeckung eines grauen Haares überraschend verlängert wurde oder die aufkeimende Liebe, die verglichen mit einem Frühling die Landschaften zum Blühen bringt.
Diese zum Großteil nicht mit dem Verständnis der Schülerinnen und Schüler von Liebe einhergehenden Motive veranlassten die Klasse dazu, selbst lyrisch zu wirken und eigene Texte zum Thema „Liebe“ zu verfassen. Hier nun einige der großartigen Texte zum Nachlesen:

Meine erste Liebe (Charlotte Brennecke, 10c)

Ich kann nicht aufhören an dich zu denken
und du willst nicht einen Gedanken an mich verschwenden.
Doch was soll ich dir sagen?
Ich kann diese Gefühle nicht mehr tragen.

Dein blondes Haar ist ganz wunderbar
und deine blauen Augen sind so klar.
In diesen könnte ich mich immer wieder verlieren,
ohne es zu realisieren.

Für mich warst du immer unerreichbar
und dies war für mich unbegreifbar.
Deswegen war ich für die Zeit so dankbar,
doch es war vorbei im Februar.

Der letzte Schmetterling ist noch nicht gestorben,
doch du hast alle Erinnerungen verdorben.
Du hast mir Hoffnungen gemacht
und ich habe nicht an ein Ende gedacht.

Ich kann nicht verstehen, warum du so bist
und trotzdem habe ich dich jahrelang vermisst.
In dir sah ich immer eine gemeinsame Zukunft
und du in mir nur für deine Probleme eine Unterkunft.

Du hast mich benutzt und ich war zu blind,
um nicht zu enttäuschen mein inneres Kind.
Du warst der Grund für meine Tränen
und ich traute mich nicht es zu erwähnen.

Ich hab meine Hoffnung nie verloren,
als hätte ich meine Gefühle eingefroren.
Ich konnte nicht zeigen, dass ich verletzt war
und dir war die Größe meiner Wunden nicht klar.

Ich habe viel zerstört, nur für dich,
doch anerkannt hast du es nicht.
Ich versuchte zu sein, wie du es magst,
aber dass er dir gefällt hast du nie gesagt.

Für dich habe ich viel in Kauf genommen,
jedoch nie etwas zurückbekommen.
Lange Zeit habe ich es so akzeptiert,
warum ich so dumm war habe ich bis heute nicht kapiert.

Das Ende kam plötzlich, doch irgendwie hab ich’s gewusst.
Und jetzt weiß ich: Du hast den größeren Verlust.

 

Ohne Titel (Annika Seidler, 10c)

Eine Tulpe steht am Teiche,
trotzt‘ dem Sturm, dass sie dem Winde nicht weiche,
ich sehe sie an
und frage mich dann
Wie kann das sein?
Sie ist so allein,
Wie hält sie dem Stand,
und das so elegant?
Sie liebt sich sehr,
es fällt ihr nicht schwer,
sich selbst zu lieben,
Anstatt sich mit anderen in die Haare zu kriegen.
Schaut sie ins Wasser,
wird alles um sie herum blasser,
denn sie schaut auf sich,
was andere ihr sagen, dass interessiert sie nich‘.

Die Rose ist klein,
auch sie steht allein,
doch sie steht nicht mehr an dem Teiche,
weil sie dem Winde weichte.
Sie hielt es nicht aus,
kam nicht mehr raus,
aus der Trauer die sie befiel,
denn sie liebte so viel,
doch nicht sich selbst
auch nicht wenn andere sie warnten: „du fällst“
Du fällst so tief, wenn du dich nicht liebst.

Doch die Rose fragte sich:
»Wie kann ich mich lieben, wenn andre’s nicht tun?
Es fühlt sich an wie ein Stich,
tief in das Herz hinein.

Nach jedem Rückschlag fühle ich mich so alleine,
das tut richtig weh,
so sehr das ich weine.«
So steht sie da,
der Kopf ist gesenkt,
Und die Tulpe denkt sich gar,
Dass es nicht wichtig ist, ob andere einen lieben,
denn sie weiß,
auch Liebe anderer kann erliegen.
Doch die eigene bleibt,
durch Sturm und Leid,
im Wandel der Zeit.
Und so steht die Tulpe am Teiche,
während die Rose dem Wind weichte.

Die Person? (Anna-Lea Jovanovic, 10c)

Du kennst diese Person,
Du bist mit ihr gemeinsam aufgewachsen,
Du hast mit ihr jeden Schritt erlernt,
das Gehen und auch das Lesen,
das Lieben und auch das Hassen,
doch liebst du die Person?
Kennst du sie überhaupt?
Du bist immer mit ihr vereint
auch wenn du sie nicht siehst
sie ist wie ein Schatten,
still und doch so laut
auch wenn man lacht und weint
ist sie immer mit dir vereint.
Die Person, die ich meine, ist einst allein,
nur Du weißt wen ich mein.

Sommer (Max Mustermann, 10c)
Und wir saßen den ganzen Sommer,
auf den Treppen vor meinem Haus,
als könnten wir hier ewig sitzen,
ohne wieder zurückzumüssen.

Doch wir beide mussten gehen, wie der Sommer vor dem Herbst,
wie die Erinnerung ohne den Schmerz.
Es waren zwei Gläser Wein und wir beide, von Juli bis Mai,
von morgens um acht bis nachts um halb drei.

Manchmal schaue ich noch aus dem Fenster hinaus
und blicke auf die Treppen vor meinem Haus.

Jetzt sitze ich hier und nicht mehr dort,
du bist nicht weg, aber irgendwie fort.
Ich wünschte ich könnte die Erinnerung für immer behalten,
mit dir nochmal reden, mit dir noch einen Sommer bleiben,
auf den Treppen vor meinem Haus.

Aber am Ende war Alles war richtig so, wie es gekommen ist,
und es wäre gelogen, würde ich sagen, dass ich dich noch immer vermiss´
Ganz im Gegenteil, irgendwann hast du mir gezeigt, wer du wirklich bist,
doch versprich mir trotzdem, dass du die Zeit von Juli bis Mai
niemals vergisst.

Dezember 2021 (Max Mustermann, 10c)

Ein Nachmittag wie jeder andere.
Einsame Felder, kahle Wälder.
Vor mir Weite, in mir Leere.
Zwei Augen stur nach vorn.
Brust raus, Kinn hoch, stolzer Gang.
So wie sie es uns lehrten.

Ich lief, lief die ganze Zeit.
Ohne Ziel, ohne Weg.
Nie zurück, nur nach vorn.
Kein Blick nach rechts, nicht nach links.
Was ich tat: Laufen.
Was ich fühlte: Leere.
Was ich sah: Dich.

Schon wieder du.
Ein langer Blick, ein ehrliches Lächeln.
Du nickst mir zu,
eine unausgesprochene Frage in deinen Augen.
Es waren nur Sekunden,
aber in dem Moment schien alles still.
Sogar die Vögel, die da saßen so hoch im Baum,
hörten auf zu singen.
Die Mauer brach, die Leere verschwand.

Dezember 2021.
Ein Nachmittag wie jeder andere, bis ich dich traf.
Was ich tat: Laufen.
Was ich fühlte: Glück, Freude und der Beginn
von etwas Neuem.
Was ich sah: Meine Zukunft.